Eisler-Ecke
Der Komponist Hanns Eisler (1889 – 1962) imponiert mir besonders wegen seines 4-jährigen Studiums bei Arnold Schönberg, dem Erfinder der 12-Ton-Komposition, dessen Schule sich in allen Werken von Hanns Eisler wieder findet. H. Eisler war jahrzehntelang mit Berthold Brecht eng befreundet – eine große Anzahl Lieder sind B. Brecht zu verdanken, die Eisler vertont hat. Mir sind die Klänge wichtig, daher hoffe ich, dass meine Bearbeitungen auch ohne Gesang wirken.
Hanns Eisler schrieb 1934 mehrere Balladen, von denen ich hier “Das Lied von der belebenden Wirkung des Geldes” vorstellen möchte. Diese Ballade lässt mich seit einem Jahr nicht los: zuerst fertigte ich mir eine reine Computerversion an, um einen ungefähren Überblick zu bekommen. Dieses Werk enthält Klänge, die noch nicht einmal ungewöhnlich sind – man findet sie im Jazz, in modernen klassischen Werken – nur in dieser Verbindung sind sie einmalig, markant und entfalten enorme Kraft. Das Klavier wurde meinerseits Ende Mai 2018 eingespielt, die E-Violine gegen eine elektronische Stimme dank Cubase ersetzt. Der Text der ersten Strophe von Berthold Brecht liegt diesem Lied folgendermassen zugrunde:
Niedrig gilt das Geld auf dieser Erden und doch ist sie, wenn es mangelt, kalt. Und sie kann sehr gastlich werden plötzlich durch des Geld’s Gewalt. Eben war noch alles voll Beschwerden, jetzt ist alles golden überhaucht. Was gefroren hat, das sonnt sich. Jeder hat das, was er braucht. Rosig färbt der Horizont sich. Blicket hinan: der Schornstein raucht ! Das Lied von der belebenden Wirkung des Geldes Von 1934 bis weit in die Zukunft brandaktuell: Von den Großen dieser Erde melden uns die Heldenlieder: steigend auf so wie Gestirne, gehn sie wie Gestirne nieder. Das klingt tröstlich, und man muss es wissen. Nur: für uns, die sie ernähren müssen, ist das leider immer ziemlich gleich gewesen. Aufstieg oder Fall: Wer trägt die Spesen? – Freilich dreht das Rad sich immer weiter, daß, was oben ist, nicht oben bleibt. Aber für das Wasser unten heißt das leider nur, daß es das Rad halt ewig treibt. ………….. Ihr versteht: ich meine, daß wir keine andren Herren brauchen, sondern keine! ……….denn dann dreht das Rad sich nicht mehr weiter, und das heitre Spiel, es unterbleibt, wenn das Wasser endlich mit befreiter Stärke seine eigne Sach betreibt. WIR HABEN NICHT MEHR EWIG ZEIT Die Ballade vom Wasserrad Einspielung Klavier und Cubase-Instrumente: Sept 2019.
Das Klavier zum “Lied der Kupplerin” von Hanns Eisler habe ich selbst erstmals im Februar 2018 eingespielt, die neue Version Mitte Mai 2018. In diesem Beispiel, das auch gut zum Karnevals-Wochenende passt, singt eine “Dame des Ältesten Gewerbes” lästernd über ihre Mädels. Die Dame erinnert mich immer wieder an die “Wucherin” in Dostojewskis Roman “Schuld und Sühne”. An bestimmten Stellen scheint das “Tristan-Motiv” durch (von Franz Liszt für seinen Schwiegersohn Richard Wagner komponiert (Oper: Tristan und Isolde). Hanns Eisler: Die Kupplerin Und ich werde nicht mehr sehen An den kleinen Radioapparat Hanns Eisler wechselt häufig im selben Stück seine Rhythmen vom z.B. 4/4-Takt auf 3/4 oder 2/4 und auch 5/4. Die zarten Töne in dem Lied “Und ich werde nicht mehr sehen” spiele ich in dieser neuen Version mit einer Querflöte. Hanns Eisler wurde in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts wegen seiner Herkunft von den Deutschen verfolgt, und ab Mitte der 40er Jahre wegen seiner Gesinnung von den amerikanischen McCarthy-Anhängern: er war des öfteren auf der Flucht und fand 1960 in der ehemaligen DDR Asyl.
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