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Inntal-Radtour

Anreise von Düsseldorf nach Maloja am 01.09.2009 

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Morgens um sieben ist die Welt noch in Ordnung, wenn die Packtaschen auf den Sattel geschnallt werden. Ein prüfender Blick auf die Reifen sagt: alles klar, nun aber los zum Zug.  Wir – Roswitha, Herbert und ich – treffen uns im letzten Wagen der S-Bahn Richtung Köln. Dort haben wir eine gute halbe Stunde Zeit zum Umsteigen und für einen „Koffee für te jonn“, wie wir den Coffee togo umgetauft haben.  Eigentlich sitzen Herbert und ich nebeneinander im Tenor des Posaunenchors der evangelischen Kirche Düsseldorf-Garath und nicht nebeneinander im Sattel eines Fahrrads. Die Musik nehmen wir dann mal mit in die Packtaschen, sie wird uns noch begegnen. Dann rollt um 8:53 h der Intercity nach Chur ein, rauscht mit der gesuchten Wagennummer an uns vorbei, wir sprinten hinterher. Im Zug empfangen uns die beiden Westfalen Kalle (Karl-Walter) und Lalla (Gerd) und helfen uns beim Einsteigen mit den Rädern und dem Gepäck.  So sind wir zu fünft komplett und für die nächsten 14 Tage, ein „eingeschweizter“ Club. Wir lernen uns auf der Fahrt schon mal ein bisschen kennen, machen ein paar Späßchen, dabei höre ich heraus, dass die drei Herren sich schon seit mehr als 30 Jahren vom Studium in Clausthal-Zellerfeld her kennen.

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Der Zug bringt uns Meter um Meter in den Süden. In der Mittagszeit passieren wir die Schweizer Grenze, wo wir uns eine halbe Stunde in Basel aufhalten.  Hier sind noch keine zweieinhalbtausender Berge zu sehen, die warten später auf uns. Für die nächsten 5 Tage befinden wir uns also in der Schweiz; für mich eine ganz neue Erfahrung, Kalle hat in früheren Zeiten schon ein paar Jahre hier verbracht und kennt sich mit der Schweizer Art zu leben gut aus.  Wir passieren Zürich und den Züricher See; das macht schon Eindruck, weil der See so schön klar und blau ist, dass ich am liebsten schon aussteigen und drum herumfahren würde.

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In Chur wartet um 17:00 h schon die purpur-rote Räthische Bahn auf uns.  Die Räder werden in einem Gepäckwagen längs aufgehängt und wir Passagiere dürfen uns bequem ins Abteil setzen.  Diese Bahn wird uns jetzt von 400 m auf 1.800 m Höhe nach St. Moritz bringen.

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Und zwar macht sie das so, dass sie die zu passierenden Berge mehrmals umrundet und dabei immer höher klettert. Das sieht man daran, dass des öfteren Tunnel unter und über uns zu sehen sind, die wir schon passiert haben bzw. durch die wir noch durch müssen.  Das alles dauert zwei Stunden. Wir sind sehr gepannt auf alles, was uns jetzt erwartet. Direkt hinter Chur erleben wir den Rhein in einem solchen sauberen Zustand, wie wir ihn aus Köln eigentlich gar nicht kennen. Diese Klarheit und dazu das Gebirgspanorama sind für alle Tourenteilnehmer ein ganz besonderer Anblick. Um 19:00 h fährt der Zug in St. Moritz ein. Das ist aber nicht unsere Endstation für heute, weil unsere Tour in Maloja beginnt, und dorthin bringt uns ein Postbus; unsere Räder werden hinten am Heck aufgehängt, wo Platz für 8 Räder ist: wirklich eine gute Idee für den Radtransport.  Die Sonne neigt sich schon sehr, als wir unser Posthotel erreichen. Hier treffen wir dann später am Abend zufällig auf weitere 5 RadfahrerInnen aus Hattingen mit dem gleichen Vorhaben wie wir: sie fahren bis Passau den gleichen Innradweg, wir werden uns begegnen.

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Mi, 02.09.2009: Etappe 1: Maloja – St. Moritz – Samedan – La Punt-Chamues

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Wir starten heute früh bei strahlend blauem Himmel mit einem geradezu gefesselten Blick auf das Gebirgspanorama in 2.600 m Höhe und höher. Wir befinden uns in Maloja auf 1.803 m – ein paar Meter über unseren Köpfen entspringt der Inn,  und werden im Laufe der nächsten Tage einige Höhenmeter verlieren. Diese Inn-Quelle zu betrachten, ist spannend, dazu dieses Massiv im Hintergrund. Lalla fährt schon mal los; irgendwie weiß er immer, wo es lang geht. Die Berge fesseln uns so sehr, dass wir uns zwingen müssen, den Blick ab und zu  auf die Straße zu lenken, na ja, am ersten Fahrtag halten wir auch des öfteren an. Mit dem Sonnenlicht lassen sich schon früh gute Fotos zaubern. Dies ist der Maloja-Pass – und von hier aus begleitet uns der Inn, der in einem ersten erstaunlich breiten Gewässer seinen Weg nimmt; wir begleiten ihn,schauen seine hellblaue bis smaragdgrüne Farbe im gebirgsklaren Flußbett, sein sprudelndes Rauschen über tausend Steine in vielen Windungen.

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Der Maloja-Pass bzw. Lunghin-Pass ist die Wasserscheide für drei Flüsse:  die Julia, die in den Rhein (Nordsee) fließt, der Inn (in das Schwarze Meer) sowie die Majra in den Po (Adria).  Wir befinden uns hier in Graubünden im Ober-Engadin, und damit in einem der schönsten Teile Europas. Der Steinbock von Graubünden wird uns noch einige Zeit begleiten. Wir nähern uns dem Silvaplana-See, der für einige Dichter und Philosophen wie Hermann Hesse und Friedrich Nietzsche einen magischen Anziehungspunkt bedeuteten.

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Wir suchen das Friedrich-Nietzsche-Haus in Sils Maria, das heute als Museum und Fortbildungszentrum dient, allerdings ist eine Führung erst ab Nachmittag möglich, wenn wir schon „über alle Berge“ sind.  Angenehm inspiriert fahren wir um den Silvaplana-See herum zu dem Ort Surlej. Die Silouette der Stadt sowie der wolkenlose Himmel spiegeln sich in dem tief blauen Wasser. Dieses Bild bekommt man nicht alle Tage zu sehen.  Herbert und ich stimmen das Lied von der Forelle an, als wir die erste Inn-Brücke passieren.

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Anmerkungen eines Nietzsche-Experten unter meinen Verwandten: 

Im August 1881 schrieb Nietzsche, eigentlich ist es nur auf einem Blatt hingeworfen, folgendes:

„Ich ging an jenem Tage am See von Silvaplana durch die Wälder; bei einem mächtigen pyramidal aufgetürmten Block unweit von Surlei machte ich halt. Da kam mir dieser Gedanke.—-!“

Gemeint ist der Gedanke der Ewigen-Wiederkunft-des-Gleichen. Es ist die Entstehung seines Hauptwerkes „Also sprach Zarathustra“.In der Einsamkeit, in dieser Höhenluft, endlich befreit von seinen Kopfschmerzen und ebenso von seiner Hassliebe zu Richard Wagner, kam ihm die Erkenntnis zur Bejahung des Lebens. Meines Erachtens befreite er sich auch hier von den Gedanken der „Negationsphilsophie“ Schopenhauers.

Am Ende des vierten Teils des Zarathustra’s schrieb er das „trunkene Lied“, ebenfalls in Sils entstanden.

O Mensch! Gib acht! Was spricht die tiefe Mitternacht? „Ich schlief, ich schlief-, Aus tiefem Traum bin ich erwacht:- Die Welt ist tief, Und tiefer als der Tag gedacht. Tief ist ihr Weh-, Lust- tiefer noch als Herzeleid: Weh spricht: Vergeh! Doch alle Lust will Ewigkeit-, -will tiefe, tiefe Ewigkeit!“

Ich glaube, jeder der sich intensiver mit Philosophie beschäftigt kann verstehen, dass man zu solchen Gedankengängen die Ruhe und die Natur braucht, kurzum Einsamkeit.

Viele Grüße:  Norbert (Kenner und Geniesser der Literatur von Friedrich Nietzsche) 

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Dann geht es auch schon geradewegs Richtung St. Moritz voran. Wir passieren die Sprungschanze von St. Moritz, wo auf einer Anschlagtafel die Talente des Skisprungs aufgelistet sind.  Auch die Radler aus Hattingen pausieren hier. Vorbei am St. Moritz-See nähern wir uns der Stadt, unternehmen einen Stunt in das höher gelegene Moritz-Dorf und nehmen das Hotel und die Kirche in Augenschein, in dem Boris Becker geheiratet hat.  Wir genehmigen uns ein Päuschen bei Wacholder-Limonade, Kaffee, und einer Empfehlung des Café Hauser: der Engadiner Nußtorte. Meine Güte: die Promis haben es hier viel zu gut. Vom Moritz-Dorf zum Moritz-See geht es steil abwärts und zum Lej de Staz 16%ig wieder aufwärts.  Daran können wir uns in den nächten 14 Tagen gewöhnen. Um den Lej de Staz = Stazsee zu erreichen, überwinden wir eine kleine Anhöhe: abseits von St. Moritz eine kleine Idylle.

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Der Innradweg= Logo „65“ führt uns durch durch ein Nadelwäldchen wieder zurück zum Inn und mit einem kleinen Umweg durch das Städtchen Samedan.  Der italienische Baustil der Engadiner Häuser ist hier in jeder Stadt zu bewundern. Die Fassaden sind mit „Graphiti“ verziert, d. h. hier ist Graphiti eine künstlerische Art, Ornamente und Bilder im Putz zu verarbeiten.  Die Häuser tragen Namen, die mit „Chesa“ beginnen wie „Chesa sur En“ , was so viel heißt wie Haus am Inn, die Landessprache ist rätoromanisch. Heute ist die Stadt Samedan eine Großbaustelle, daher entschließen wir uns, am Samedener Flughafen vorbeizufahren.  Nicht weit von hier entdecken wir einen einladenden Grillplatz, der nicht nur sehr sauber gehalten wird, sondern wo der Gast auch noch das Holz für die Feuerstelle findet – eine sehr einladende Geste, die wir als Campierende mit dem sauberen Verlassen unseres Picknickplatzes beantworten.   Unsere drei Herren werden so schläfrig, dass sie sich jeder eine Bank für ein Nickerchen aussuchen. Bei dem wunderbaren Nadelduft, der idyllischen Mittagsruhe, diesem Vertrauen in die liebliche Gegend wundert es nicht. Man könnte meinen, das Ur- Paradies von Adam und Eva war hier. Überhaupt:  was heißt eigentlich Engadin? Das Tal des Inn oder vielleicht der Garten des Inn? Alles ist möglich. Die Eindrücke sind hier auch so vielfältig, dass alleine die mentale Verarbeitung ermüdet.

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Bis La Punt-Chamues ist es nicht mehr weit. Ein schmaler Kiesweg entlang von Gesträuch und der Bahnlinie  der „Rätischen“ führt uns in die Stadt. Wir entdecken für heute abend eine Gelegenheit, die Engadiner Speisekarte zu testen. Aber zuerst fahren wir zum Hotel:  Hier zeigt uns die Besitzerin unsere Zimmer und wendet sich mit den Worten an Kalle: „Na dann nehmen Sie mal Ihre Frau mit“ – und Kalle nimmt Lalla mit aufs Doppelzimmer; das Einzel bekomme ich.  Kalle und Lalla führen für 14 Tage eine Art Vernunftsehe. Da wird festgelegt, wer die Schuhe putzt und wer die Betthälfte zum Fenster bekommt. Kalle nimmt auf jeden Fall die Seite, an der die ganzen Stecker zu finden sind. Bei einer Runde ums Haus entdecken wir für unsere Verhältnisse ungewöhnliche Blumen mit einer großen  violetten Kugel, die bereits von den Bienen umrundet werden. Draußen zieht es sich jetzt leider zu und es fängt an zu regnen, während wir speisen. Kalle und Herbert wundern sich über ihr Cordon Bleu in XXXL, die für jeweils eine Person schwierig zu bewältigen ist. Dafür macht sich Lallas Portion Risotto ziemlich klein aus.  Diesen guten Abend schließen wir mit einem Absacker. 

GPX zum Downloaden: Inntal-Radweg

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Do, 03.09.2009: Etappe 2:  La Punt-Chamues – Lavin

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Draußen nieselt es noch, als wir aufbrechen wollen. Neben unserem Hotel „Chesa Plaz“ decken wir uns für die Brotzeit mit Wurstspezialitäten aus der Engadiner Metzgerei Laudenbacher ein.

Im Angebot sind außerdem: 

Fleisch von Reh, Hirsch, Gams oder Steinbock –  Urdinkel Bauernbirnbrot – Maronikuchen im Glas – BioNusstorte – oder Bergeller Honig 

Es gibt heute zwei Möglichkeiten der Wegbenutzung: gestern abend hatte uns eine Dame des Ortes den Vorschlag gemacht, die Kantonsstraße zu benutzen, da der Inn-Radweg in seinem Verlauf bis Zernez sehr hügelig ist und man immer mit plötzlichen Steigungen rechnen muss. Wir benutzen also die Kantonsstraße, während mir bei einem kräftigen Windstoß durch einen entgegen kommenden Laster die Mütze von Dr. Gerd ins Gesicht weht.   

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am Inn = sur En – Bis in die Stadt Zuoz bleiben wir auf der Kantonsstraße.  Hier steigen wir vom Rad und bestaunen diese hübsch getönten Fassaden mit ihrem künstlerischen „Graphiti“, da ist jedes Gebäude, jede Kirche und jeder Stadtturm. Wir passieren ab nun weiter die Kantonsstraße und kommen an Stellen, an denen es auf der rechten Seite sehr steil nach unten geht und unsere schmale Fahrspur nur durch eine Leitplanke vom Untergrund 100 m unter uns getrennt ist.  Es geht nach Zernez steil bergab, und unsere Herren schießen mit 55 km/h den Berg hinunter, Roswitha und ich nicht ganz so rabiat hinterher. Unten warten sie ja doch alle auf uns. Kurz hinter Zernez sind wir wieder am smaragdgrünen Inn, Zeit unser Mitgebrachtes zu verzehren. Es hört jetzt auch auf zu regnen. Von einer kurzen Runde bringen mir Herbert und Kalle einen Andenkenstein = einen Quarz, mit, den ich fortan als  Glücksbringer in meinem Gepäck transportiere und jahrelang in meiner neu angelegten Steinsammlung aufbewahre. Dem Straßenverkehr kehren wir für heute erst mal den Rücken und bleiben wieder auf unserem Innradweg „65“. Ohne Kapuzen und Regenbekleidung fährt es sich doch bequemer. So kommen wir gegen Nachmittag nach Susch, ebenfalls ein Schmuckstück in der Engadiner Natur, und genehmigen uns hier in einem Café eine Erfrischung. Dieses Café wird von einem alten Herrn bedient, der uns vor lauter Mißtrauen auch keine Sekunde aus den Augen lässt, bis wir wieder aufsatteln. Dieses Misstrauen gilt wohl nicht gerade nur unserer Gruppe?  Vielleicht hat er schlechte Erfahrung gemacht. Jedenfalls passt er gut auf seine bildhübsche Stadt auf, durch die der Inn mitten hindurch fließt. Über den Inn führt eine dunkle Holzbrücke, von der aus das Stadtbild wie aus dem Bilderbuch ausgeschnitten aussieht. 

kleine Stadt Susch

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Bis Lavin führt uns der Weg noch ein paarmal rauf und runter, zum Schluß innerhalb von Lavin weit hinauf.  Roswitha hat bei der Auswahl des Hotels wieder ganze Arbeit geleistet. In Lavin existiert noch ein weiteres Hotel, das Piz Linard, welches wir auf einer Spazierrunde entdecken. Roswitha hatte dieses Hotel auch kontaktiert, aber hier keine Antwort auf eine Reservierungsanfrage bekommen.  Dieses italienische, dazu sehr künstlerische Ambiente lädt zu einem Bier ein, und zur Besichtigung einiger Zimmer, deren innenarchitektonische Vielfalt mit ihren liebevollen Details Ausdruck eines Kunstliebhabers ist.

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Engadiner Hausfassade

Für die Stadt ist dieses künstlerisch ambitionierte Hotel das einzige in seiner Art, aber im Engadin braucht man die Preise nicht so eng zu sehen.  Das Hotel weist noch eine Besonderheit auf: hier steht nicht nur ein Klavier für mich – sondern auch ein Kontrabass für Herbert – die beiden sind direkt Freunde.  Wir bereiten uns innerlich auf den morgigen Tag vor, denn der wird einiges von uns abverlangen. Auf einer Anhöhe sehen wir die Höhe, die wir morgen erreichen wollen.  Aber noch genießen wir die frische schweizer Luft.  

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Engadiner Nusstorte:

350 g Mehl,  250 g Butter, weich, 400 g Zucker, 1 Prise Salz, 1 Ei, 1 Eigelb, 400 g Walnüsse, 100 g Schlagsahne, 2 EL Honig

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Mehl, Fett, 200 g Zucker, Salz und Ei verkneten und ca. 30 Minuten kalt stellen. Nüsse (bis auf die Hälfte) grob hacken. 200 g Zucker unter Rühren goldgelb karamelisieren, gehackte Nüsse unterrühren und mit Sahne ablöschen. Honig zugeben und ca. 1 Minute köcheln und abkühlen lassen.

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Teig auf wenig Mehl ca. 3 mm dick ausrollen. Zwei Kreis von ca. 26 cm Durchmesser ausstechen.  In eine mit Backpapier ausgelegte Springform legen. Vier 20 cm lange Sreifen (6 cm breit) ausschneiden. Innen an den Springformrand legen und überhängen lassen.  Nusscreme einfüllen und übrige Teigplatte drauflegen. Rand überklappen, mit einer Gabel andrücken. Eigelb nd 1 TL Sahne verquirlen und Torte mit 2/3 davon bestreichen (bis auf 1 Esslöffel). Im vorgeheizten Backofen (E-Herd 175 °C / Umluft 150 °C) 45-50 Minuten backen.  

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Aus dem Restteig Sterne ausstechen und mit Ei-Sahne-Masse bestreichen. Nach ca. 35 Minuten mitbacken. Torte mit Sternen verzieren. 

 

Fr. 04.09.2009: Etappe 3: Lavin – Guarda – Scuol – Ramosch 

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bei Ftan  Heute steigen wir im Dunst hoch, zunächst im Sattel, aber dann wird es auch schon ziemlich heftig steil.  Es hört sich zwar nach Bummelei an, wenn wir bis mittags „nur“ 15 km vorwärts gekommen sind, aber wir steigen von Lavin bis Guarda 200 Höhenmeter. Unterwegs begegnet uns eine Gruppe von wandernden Männern, die heute zufuß auf Betriebsausflug unterwegs sind. Ein paar nette Wandergrüße sind immer willkommen. Am Brunnen mitten in der Stadt Guarda füllen wir alle unsere Wasserflaschen auf.  Wer hat bloß diese vielen Steine für die hiesigen Häuser hier hoch gekriegt? In diesem hübschen Ort leiste ich mir ein besonderes Andenken: eine mittelgroße Kuhglocke, mit der ich ein paar Vierbeiner in Erstaunen versetze. Dieses zusätzliche Gewicht ist es mir wert, auch die nächste 200-Meter-Hürde sowie alle weiteren Alpen-Kilometer mitzunehmen. Wir sind heute nicht so ehrgeizig, am Vormittag schon jede Steigung mit Schwung zu nehmen, denn der Trend bleibt heute genauso wie am Vormittag, mit anderen Worten: wir schieben des öfteren, weil die Steigung mit Gepäck der Lungenkapazität ganz schön stramme Leistungen abverlangt.  Das nächste Gefälle um 200 m bedauern wir doch sehr, weil es dann anschließend nach Ftan wieder um 200 Höhenmeter nach oben geht, und nach Scuol wieder 200 m runter. 

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Ramosch

Bei Ftan befahren wir eine Straße, die scheinbar aus einem Gemisch aus Lehm und Beton besteht. Roswithas Fahrrad muss zwischendurch in einer Tiertränke gebadet werden, damit sie ohne Beton weiterkommt.  Wir freuen uns, dass heute vormittag der Himmel bedeckt ist, und nicht bei praller Sonne 35 °-Temperaturen herrschen. In Sucol lassen wir es uns gut gehen, suchen ein gutes Restaurant aus – also Pommes Bahnschranke kommt auf der ganzen Tour nicht gut an.  Ein bisschen langsamer als vor dem Essen besuchen wir die Kirche, die wie eine Festung auf einem Felsvorsprung gebaut dasteht. 

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Ramosch

Danach haben wir es gut: ein ebener Weg, eine besondere Quelle mit natriumhaltigem Wasser und ein gutes Hotel/Café am Inn, wo wir wieder eine Engadiner Nußtorte genießen dürfen.  Es wäre zu verlockend, hier zu bleiben, zumal dieses Hotel auch Zimmer zu vermieten hätte, denn unsere letzte Station Ramosch liegt wiederum 100 m höher am Inn als dieses Lokal. Wir wollen nicht kneifen, quälen uns noch die letzten Meter ab und freuen uns auf eine Dusche – nacheinander auf der Etagendusche.  Heute abend haben wir das Hotel, in dem wir campieren, ganz für uns. Die Küche ist gut, serviert werden Bündner Spezialitäten, die uns nach dem strapaziösen Tag wieder aufbauen. Draußen gewittert es – das geht hier sehr schnell. Wir leisten uns allerhand Späßchen und lachen bis der Regen aufhört. Es war ein anstrengender, aber sehr reizvoller Tag mit vielen schönen Eindrücken. 

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Sa. 05.09.2009: Etappe 4: Ramosch/CH – Reschenpass – Prutz/A

St. Martina am Reschenpass

Heute scheint die Sonne wieder aus einem wolkenfreien Himmel und wirkt sich besonders günstig auf unser Gemüt aus, hinterläßt sie doch einen nachhaltigen Eindruck von dieser Grenzgegend um den Pass herum in uns.  Gerade diese Etappe fahre ich im Geiste immer wieder gerne durch. Soweit wir heute überhaupt Radwege fahren können, machen wir davon Gebrauch. Lalla und ich fahren eine kleine abschüssige Abfahrt vor, um nach dem richtigen Weg „65“ zu suchen, liegen mit unserer Vermutung richtig. Bis zum Grenzort Martina fahren wir unser übliches Rauf-und-Runter-Tagestraining. Hier passieren wir die Zollstation zwischen der Schweiz und Österreich, bleiben ab jetzt auf der Grenzstraße, die sich  den Reschenpass hinaufschlängelt und uns durch drei Tunnel hindurchführt. Bei dem Lasterverkehr neben und hinter uns kann keiner von uns mal eben anhalten, sondern wir sammeln uns an verschiedenen Ausbuchtungen und warten aufeinander. 

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Die Pass-Straße ist eng, lässt daher nur wenig Luft, Sonne und Verkehr durch. Dafür scheint diese auf die vor uns liegenden zweieinhalbtausender, von denen einer bezaubernder ist als der nächste.  Selbst der Rückblick fällt schon ein wenig schwer, weil wir die Schweiz gleich verlassen. Kalle und Herbert würden gerne noch einen Abstecher nach Samnaun unternehmen, eine Stadt auf österreichischem Terrain, die wegen seiner architektonischen Schönheit einen guten Ruf besitzt und wo man so nebenbei ein paar Zigarren günstiger beschaffen kann. Das wären mindestens 12 km Umweg mit beachtlicher Steigung und einem Zeitaufwand, den wir dann doch nicht riskieren.  Wir genießen den Blick, fotografieren jedes Bilderbuch-Panorama und verabschieden uns dann jeder für sich vom Engadin in Graubünden. 

Grenze Schweiz-Österreich

Ein paarhundert Meter weiter hält Herbert auf österreichischem Gebiet an einem Steinsockel an: hier steht der Tiroler Adler als Zeichen der Staatsgrenze.  Haben wir noch ein Schlückchen zum Anstoßen ? Die Grenzüberschreitung wird ab jetzt besonders zelebriert. Auf der linken Seite werden wir auf eine besondere Brücke aufmerksam. Hier befinden sich überall Haken und Schlaufen, an die man sich als möglicher Bunjee-Jumping-Springer festzurren kann.  Ein rauschender Bach unter uns sucht sich seinen Weg zum Inn. Komische Vorstellung, dort unten mit heilen Knochen anzukommen? Mit meinen bestimmt nicht.

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Wiederum ein paarhundert Meter weiter befindet sich eine personell besetzte Grenzstation zwischen Österreich (geradeaus), Italien (rechts) und Schweiz, die hinter uns liegt.  Hier wartet eine 15 km lange Autoschlange auf den Einlass in die Schweiz, wir Radfahrer werden durchgewunken, haben ja auch außer ein paar Engadiner Würstchen zum Mittagstisch nichts zu verzollen. Hierher verläuft auch die Via Claudia Augusta, die uns noch eine Weile als Fernwanderweg parallel zum Innradweg begleitet; diese nimmt ihren Anfang in Bayern und führt über Tirol und den Reschenpass und über Meran zur Adria. Es ist die uralte römische Hanseroute zwischen der Donau und der Adria.  Nun sind wir ganz und gar in Tirol; das ganze Aussehen der saftigen Bärenmarke-Wiesen und die fürTirol blumenreich geschmückten Häuser teils aus weißem Putz und andernteils aus Holz prägen das Landschaftsbild – es fehlt hier eigentlich nur der Bär und die Dosenmilch. Im ersten westtiroler Ort Pfunds fällt der Unterschied zwischen Österreich und der Schweiz noch einmal am halben Preis aller Verkaufsartikel und der Hotelzimmerpreise auf. Hier herrscht wieder der Euro. Ich nehme meinen 20-Schweizer-Franken-Schein uneingetauscht mit nach Hause, weil ich keine Gelegenheit mehr finde, ihn zu tauschen.  

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Mittag in Pfunds Österreich – Wir campieren hier in Pfunds an einer vom Sonnenlicht in blendendes Weiß gehüllten Kirche und nehmen unser Picknick. Hier treffen wir auf die unterschiedlichsten Radreisenden in alle möglichen Richtungen, auch in die, aus der wir gerade kommen.  Ein Pärchen möchte gerne per Rad zum Vierwaldstätter See – ein sportliches Ziel. Kalle erzählt bei der Gelegenheit von einem Bekannten, der vor kurzem 10.000 km alleine in Nordamerika im Fahrradsattel hinterlegt hat, u. a. in Alaska. Wirklich mutig, aber alleine fahren hat eben etwas ganz Besonderes und Inniges und Emotionales. Von solch einer Reise kommt man immer anders wieder als man gefahren ist.  Da läßt man ein Stück von sich in der Ferne und trägt ein Stück Ferne fest in seiner Seele.

Am Reschenpass

Ab 13:00 h hinterlegen wir unsere Nachmittagskilometer ohne Kaffeepause bis nach Prutz. Hier bewohnen wir ein richtig gutes Hotel mit Halbpansion;  warmem Essen zum Auswählen. Wir gehen noch ein wenig durch die Stadt, wo wir Steilwandkletterer beobachten und für den nächsten Tag einen „sauren Brunnen“ ausmachen.  Ein Anekdötchen für den Abendspaziergang: Herbert hat im Glauben, seine pastellfarbene hellgrüne Strickjacke in der Hand zu haben, zu Roswithas Verwunderung deren gleichfarbenes Nachthemd in der Hand.  Da Herbert sich dieses mitgebrachte Textil nicht so légèr überstreifen kann, wird der Spaziergang vor dem Essen nicht allzu ausgedehnt. Nach dem guten Essen legen wir noch einmal zur Stadthalle los, wo wir ein Blaskonzert geboten bekommen, was uns auch heute abend an zuhause erinnert.  Ansonsten gehen wir heute von den vielen Eindrücken geprägt eine Stunde eher aufs Zimmer. Gute Nacht, Inn, bis morgen.

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So. 06.09.2009: Etappe 5: Prutz/A – Landeck – Stanz

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Die heutige Etappe ist nur kurz, da wir genügend Zeit in der Stadt Landeck verbringen wollen, von der Herbert mit Recht sagt, dass sich ein Aufenthalt hier sehr  lohnt. Zunächst passieren wir die Pontlatzbrücke bei Prutz, in deren Nähe im frühen 18. Jhdt eine Schlacht zwischen Tiroler Kämpfern gegen eine Vereinigung von Bayern und Franzosen stattgefunden haben soll.  Es muss schon eine sehr reizvolle Gegend sein, wenn sich zu deren Eroberungsfeldzug Bayern und Franzosen zusammen schließen. Weiter geht es an einer Staustufe und kurz darauf an einer Felssteinwand vorbei, wo die Hindernisse schon unten liegen, von denen jederzeit auch von oben noch welche nachkommen könnten. Bald kommen wir nach Urgen, einer kleinen Stadt kurz vor Landeck, die heute einen besonderen Tag feiert.  Hier reihen wir uns in eine Menschengruppe ein, die gespannt den Marsch mehrerer Trachtengruppen zu einer höher gelegenen Stadtkirche beobachtet. Doch bevor sich die in grün gekleideten Bläser in Bewegung setzen, kommt aus 50 Gewehrmündungen der in rot gekleideten Trachtenträgern ein unüberhörbares, über 120 Dezibel lautes „Grrrriiiiaaaazzzi Gott“ , so dass Kalle und ich für eine halbe Stunde taub auf beiden Ohren sind. Von der Blasmusik ist dann nur noch halb so viel zu hören.  Als Posaunisten wissen Herbert und ich, wie sehr anstrengend das Musizieren mit Blasinstrumenten bei schreitender Bewegung ist, vor allem bergauf.  Oben bei der Kirche angekommen werden die Trachtengruppen vom Innsbrucker Bischof höchstpersönlich begrüßt, der diesem Tag sein geweihtes Grüß Gott verleiht.  Wir sehen uns die Begegnung mit Interesse an und setzen unseren Weg nach Landeck fort. 

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Landeck ist ein reizendes Städtchen. Es liegt so hübsch im Inntal, umgeben von interessanten Bergkuppen wie dem Thialkopf mit 2.398 m, dem Blankahorn 2.800 m, der Silberspitze 2.400 m, die Stadt selbst liegt auf 816 m, und der Ortsteil Stanz, den wir heute besuchen, liegt auf 1.038 m Höhe.  Im Hotel Greif halten wir uns nur sporadisch auf. Nach dem üblichen Entleeren der Gepäcktaschen auf sämtliche Möbelteile des Zimmers sammeln wir uns draußen – ohne Fahrrad – und lassen uns von einem Shuttlebus nach Stanz hochfahren. Hier ist heute Zwetschgenfest, der Himmel so blau wie die Zwetschen, und wie später die Gäste, was bei der heutigen kräftig wärmenden Sonne recht rasch vonstatten geht. 

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Unter dem Motto „Stanz brennt“ werden hier allerhand wohlschmeckende  Leckereien, mit oder ohne Zwetschgengeist, angeboten. Die Tiroler nennen diese Früchte Zwetschken. Die Brennereien werden heute sehr rege besucht.  Unsere drei Herren möchten ganz genau wissen, woher der Unterschied zwischen „Geist“, „Wasser“ und „Brand“ herrührt. Der Obstler schmeckt hier draußen bei gutmeinendem Sonnenschein, als Beigabe zum Zwetsch(k)genpfannkuchen bzw. Zwetsch(k)genknödel besonders gut.  Von dem Wässerchen kann ich hier leider kein Rezept verraten, aber von:

Zwetschken-Steinpilz-Ravioli:  Zutaten:(für 4 Personen): 

300 g Mehl doppelgriffig [ ? ], 2 Eier, 5 Eigelb, 100 g Steinpilze, 50 g Zwetschken, 25 g Schalotten, 25 g Butter, 150 g Ricotta.         

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Zubereitung: Ravioli: Aus den Eiern und dem Mehl einen Nudelteig herstellen und für mindestens 1 Stunde im Kühlschrank ruhen lassen.  Füllung: Die Steinpilze fein zusammenschneiden und in heißem Öl anschwitzen und mit Salz, Pfeffer, Thymian und Knoblauch würzen. Schalotten fein würfeln und in der Butter anschwitzen, Steinpilze un die feingehackten Zwetschken zugeben, kurz mitdünsten. Mit dem Weißwein ablöschen, mit Salz und Pfeffer abschmecken. Die Masse abkühlen lassen. Haselnüsse kurz anrösten (ohne Öl), abkühlen lassen. Steinpilz-Zwetschken-Masse, Haselnüsse, Ricotta und Eigelb vermischen, nochmal mit Salz, Pfeffer und Muskat abschmecken. Nudelteig ausrollen und mit der Füllung Ravioli herstellen.      

Stanzer Zwetschkenknödel aus Topfenteig:  Zutaten: 400 g Topfen, 80 g Margarine, 5 Dotter, 250 g Mehl (glatt), Salz, Zitronia, Vanille;  Gesamtmenge: 830 g  

Zubereitung:  Die Margarine gropb raspeln – mit dem Mehl etwas abmischen – restliche Zutaten beigeben – rasch zu einem glatten Teig abarbeiten – eine Rolle formen – rasten lassen – weiterverarbeiten. Verwendung: Topfenknödel, Fruchtknödel.

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Die Zwetschenknödel duften bei ihrer Herstellung schon so verführerisch, dass Lalla zu deren Erwerb eine enorm lange Warteschlange in Kauf nimmt, die sich vor dem Stand schon gebildet hat.  Aber mit der Musik der Band mit dem Namen „Gehörsturz“ (hatten wir heute morgen schon), wird uns nicht langweilig. Zwischendurch wandern wir auf und ab durch das Dorf, probieren hier und dort an der Zwetschgenschokolade oder frisch gebackenem Brot.

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Bei der Stanzer Feuerwehr ist eine Menge los. Hier spielt die Innsbrucker-Boehmische Band gekonnt ihr Repertoire mit 6 Leuten zum größten Vergnügen der Zuschauer. Diese Gruppe ist hier schon sehr bekannt, vor allem spielt sie eine gute Nummer nach der anderen, da ist jeder auf den anderen eingespielt.  Bis zum Ende des Tages können wir allerdings nicht hier verweilen.

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Aber jeder Tag neigt sich seinem Ende zu, auch die, die am liebsten nie vergehen sollten.  So überlegen wir uns, zufuß nach Landeck zurück zu laufen, die Shuttle-Busse sind um diese Zeit zu voll.  So begegnen wir unterwegs einem jungen Pärchen, die uns sicheren Fußes auf Schleichwegen und in 20 Minuten (also genau so schnell wie der Bus) nach Landeck zurück begleiten.  Wir sind sehr dankbar, denn ohne die beiden wären wir erst nach zwei Stunden im Dunkeln wieder angekommen.

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Auf diese Weise entdecke ich auf dieser Tour erstmalig  in der untergehenden Sonne ein für mich bedeutendes Weges-Zeichen:  die elf Strahlen der Pilgermuschel des Jakobswegs. Hierher verläuft also der Jakobsweg Tirol, der uns auch durch ganz Tirol begleiten wird, und weiterhin von Kufstein nach Passau.  Die anderen stöhnen ab jetzt, wenn ich wegen der Muschel stehen bleibe. Wir befahren hiermit einen INNwendigen Radweg, allerdings in entgegen gesetzter Richtung zur Mündung. Aber der Weg ist in beide Richtungen reizvoll. Ein Grund mehr, jeden weiteren Meter dieser Radreise zu genießen. Im Prinzip war das ja jetzt die dritte Variante eines „Griazzzi Gott“ am heutigen Tage.

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Im Hotel erleben wir noch ein letztes Highlight: am Nachbarstisch sitzt eine Dame, die sich mit Herbert und Roswitha in fließendem Französich unterhält, als ich den Speisesaal betrete.  Sie sprechen so deutlich, dass sogar ich fast alles mit bekomme. Also Herbert und Roswitha: alle Achtung für Eure sparchlichen Fähigkeiten.    

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Der heutige Tag hatte es aus mehreren Aspekten „Inn sich“. 

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Mo. 07.09.2009: Etappe 6: Landeck/A – Imst – Telfs

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Wir befahren die Bundesstraße, um Landeck zu verlassen, d. h. Baustellen, Krach, Dreck und miese Luft. Es sind nur ein paar Kilometer bis Zams, als wir unserem Begleit-Gewässer wieder begegnen. Unsere Jungs können darüber lange diskutieren, welcher der bessere Weg gewesen wäre.  Inzwischen passieren wir die Kronburg, von der aus der Betrachter das Inntal um Landeck herum gut überblicken kann – ich nehme an, dass das aus strategischen Gründen wegen des Schulterschlusses von Franzosen und Bayern gegen die Tiroler Einwohner seine Gründe hat (siehe Pontlatzbrücke); diese Gegend scheint ja strategisch in alle Himmelsrichtungen bedeutsam zu sein. Heute ist hier auf dem Innradweg richtig was los – eine Radgruppe nach der anderen kommt uns entgegen.  Wir erreichen einen ehemaligen Brandopferplatz unweit von Schönwies. Hier entdecken wir tiefe Spurrillen von Pferdewagen, die vor hunderten von Jahren ihre Opfer hierher gebracht haben. Die ersten beiden Stunden des Tages verlaufen stets so ruhig; jeder hängt noch seinen Gedanken vom Vortag nach, der Strecke, die wir hinterlegt haben bzw. die nächsten Kilometer, die noch vor uns liegen. Einige hohe Berge wie der Tschirgant begleiten uns den halben Vormittag. Ab jetzt begleitet uns auch die Inntal-Autobahn, mal sehr nah an unserer Spur vorbei, mal weiter weg, dazwischen die Eisenbahn, deren Nähe uns wesentlich lieber ist.

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Hinter Mils entscheiden wir uns, den Innradweg für ein paar Stunden zu verlassen, um ab Imst die Rosengartenschlucht zu besuchen.  Wir werden allmählich wieder aus unserem gleichmäßigen Tritt wachgerüttelt, denn nach Imst führt der Weg wieder hoch. Das hebt auch alle Organe wieder auf Habachtstellung.  Imst und die Rosengartenschlucht liegen am Fuße der Lechtaler Alpen. Im Tourismusbüro dürfen wir unsere Gepäcktaschen unterbringen und draußen die Räder anbinden. So machen wir uns dann zufuß auf den zweieinhalb-stündigen Wander-Weg. Über Steinquader, Treppen, Metallgitter, an rauschenden und reißenden Wasserfällen vorbei  bewegen wir uns 200 Höhenmeter aufwärts, über uns Schluchten und unter uns ebenso. Auf einem Plateau genießen wir dann den malerisch schönen Ausblick auf die unter uns liegende Stadt Imst sowie auf die durch das satte Grün schimmernden zerklüfteten Gipfelfelsen, die – so sagt man uns – in der späteren Nachmittagssonne einen rosé Schimmer annehmen, die der Rosengartenschlucht dadurch ihren Namen verleihen.  Oben in Hochimst gönnen wir uns eine Pause mit Kaiserschmarrn (aufgetaute Gummi-Ente) und einem kühlen Getränk. Die gut gebaute Wirtin im grünen Dirndl, die eigentlich besser mit 10 Mass im Arm auf „die Wiesn“ gepasst hätte, verwehrt uns auch nicht den Blick auf eine weitere tiefe Schlucht, die von sämtlichen anwesenden männlichen Gästen mit einem schnellen Seitenblick beantwortet wird. Wir wollen mit unserem Abstieg auch nicht allzulange warten, denn wir müssen bis Telfs noch weitere 34 km hinterlegen, und inzwischen ist es doch schon sehr warm. Die Schlucht nach  unten zu bewandern, geht wesentlich schneller, aber auch sehr intensiv in die Wadenmuskeln. Wir bedanken uns im Tourismusbüro und satteln wieder unsere Drahtesel. 

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Unser „Wohnzimmersitz“ ist uns jetzt sehr angenehm unter den vier Buchstaben.  Auf dem folgenden Weg werden an vielen Stellen Geröllschutzwände gebaut, damit die Bahngeleise nicht vom Steinschlag getroffen werden. Bei Roppen beschreibt der Inn einige Schleifen.  Ich träume vom Jakobsweg, mache andauernd Fotos von der Gegend, von der Pilgermuschel, so dass ich meine Mitfahrer schon damit nerve. Gerd = Lalla denkt dazu, dass ein Bad in der Masse dabei wichtig ist, dass man auf diesem Weg von allen anderen, die ihn auch laufen, mitgetragen wird, dass man also den vorgeschriebenen Weg nach Santiago de Compostella laufen soll.  Meiner heutigen Erfahrung nach reicht es aus, seinen persönlichen Jakobsweg zu finden und genügend Achtsamkeit sich selbst gegenüber zu üben. Ich habe meinen spirituellen Weg gefunden, den ich jederzeit mit dem Rad befahren kann.   Auf diesem Jakobsweg West-Tirol sind es nur sehr wenige, meistens sehr junge Pilger, denen wir unterwegs mit Wanderstab und Jakobsmuschel begegnen.

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Bei einigen Träumen in ruhigem Tritt zu fahren und sich dabei dem Mieminger Gebirge zu nähern, das Oetztal zu betrachten, in dem der von den Gletschern befreite Oetzi gefunden wurde, bei Haiming eine gediegene Tortenpause einzulegen, das ist ein gelungener Urlaubstag. Bei Stams befindet sich ein wunderschönes Zisterzienserkloster, leider für eine lohnenswerte Besichtigung viel zu knapp.  Es sind nur noch 8 km bis Telfs und unser Hotel wartet. Unsere Herren fahren ein Stück näher heran, gehen außen drum herum und nach innen hinein. Es liegt eben alles auf diesem Wege, dass man sich in dieser Klosteranlage auch theologisch weiterbilden kann. In Telfs kehren wir in den Tiroler Hof ein. Eine tolle Prachtaussicht auf einen Berg in der goldenen Spätnachmittagssonne, eine gute Tiroler Gemüseplatte, die Fischgerichte sehen ebenso verlockend aus, und vor allem: das erfrischende Bier. In der Schweiz hieß unser Bier: Stängerli. War das ein guter Tag.

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Di. 08.09.2009: Etappe 7: Telfs – Innsbruck

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Ab Telfs wird die Landschaft des Mieminger Gebirges über 20 km so malerisch schön, dass wir allmählich glauben, hier direkt im Paradies zu sein. Wir gönnen uns heute viel Ruhe und unternehmen einen kleinen Abstecher nach Inzig und Toblaten. Hier soll ein Maiglöckchenbaum zu sehen sein? Mal sehen, ob wir den finden.  Die kleine Gemeinde Inzig hat sich auf den Empfang von Pilger-Touristen vorbereitet und bietet im nahegelegenen Pfarrgebäude eine Herberge. Die Langsamkeit des eigenen Fortkommens im Vergleich zur schnellebigen Gesellschaft im „Flieger“ ist auch ein wichtiger Punkt des Weg-Erlebens. Links und rechts des Weges erstrecken sich weite Apfel-Plantagen – diese Äpfel sehen allerdings alle gleich groß und rotbackig aus – präparierte EG-Qualität.   Ein paar Fallexemplare kann man sich wohl auch so mitnehmen. Wir fahren nach Toblaten, um dort einem Wahl-Einwohner aus Dortmund zu begegnen, der hier sozusagen eine Kunstsammlung pflegt, und natürlich eine weitere Pilgerherberge anbietet. Bis Innsbruck ist es nicht mehr allzu weit. Auf einer Weide schaut uns ein ziemlich archaisch aussehender, langmähniger Schafsbock erstaunt an, wir ihn ebenso, weil er wie dahin gestellt aussieht: reglos, uralt.  Kurz vor Innsbruck dominieren wieder Industrie, Handel und Brenner-Autoverkehr. 

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Bald finden wir die ruhige linke Inn-Seite, wo Roswitha auch wieder ein schickes Hotel ausgesucht hat, das nur eine viertel Stunde vom Zentrum entfernt liegt.  Ab Mittag liegt uns Innsbruck ganz zu Füssen. Ich war hier zuletzt vor 46 Jahren im Nieselregen auf dem Weg zu irgendeiner benachbarten Klamm, die ich mit meinen Eltern an jenem August-Tag bewanderte.  Heute strahlt hier die Sonne und gibt den Blick auf ein prachtvolles Karwendel-Gebirge frei. Meine Naturfreunde halten sich ja lieber hier oben in den Gebirgsspitzen auf und klettern mit Geschirr hier oben herum. Das Goldene Dachl glänzt heute bei der Sonnen-Einstrahlung noch goldener, ein Blickfang vom Stadtturm aus gesehen. Nach einer ausgedehnten Brotzeit gehen wir auf Erkundigungstour, nehmen ein Stück von der Hofburg mit, gehen in den Jakobs-Dom mit seinem prunkvollen Chorraum, in dem der Pilgerer Jakobus auf einem Ölgemälde zu sehen ist,  und durchstreifen die kleine Svarowski-Ausstellung, von der wir am kommenden Tag die große Version zu sehen bekommen. Die Anna-Säule steht heute von Bauzäunen umrundet, von ihr läßt sich nur die Spitze fotografisch festhalten. Der Triumphbogen ist so ziermlich die am südlichsten gelegene Attraktion in Innsbruck. Zeit für das „Weiße Rössl“ und für einen echten Kaiserschmarrn und andere Gaumenfreuden. Zur rechten Zeit finden wir unser Lager, denn ab dem nächsten Tag werden die Etappen ausgiebiger. 

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Mi. 09.09.2009: Etappe 8: Innsbruck – Rattenberg 

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Innsbruck am Morgen – wir schlängeln uns am Inn entlang in die Innenstadt, wo man um diese frühe Stunde Zwetschgengeist für zuhause und für die nächste Grenze zwischendurch organisiert, denn wenn bei jeder Grenzüberschreitung ein Prösterchen fällig wird, brauchen wir spätestens übermorgen Nachschub.  Der Jakobs-Dom lässt noch einmal eindrücklich seine Glocken erklingen, deren Klang bis tief in alle Zellen reicht. Die Sonne flutet ihr warmes Licht auf das Goldene aber auch alle anderen Dachl. Dann verlassen wir Innsbruck und erreichen bald den Punkt, von wo aus rein rechnerisch unsere zweite Reisehälfte beginnt.  Die Hinweisschilder führen uns ab jetzt Richtung Kufstein.  

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Unser Weg führt uns in die hübsche Tiroler Stadt Hall, deren Münzturm am Ortseingang auf weitere interessante Entdeckungen schließen läßt.  Es gibt eine Münzstätte mit -museum, allerdings zu so früher Stunde noch geschlossen – auf dem Stiftsplatz eine katholische Stiftskirche, die Allerheiligenkirche, kleine Botiquen, Straßencafés und ein Rathaus:  das heutige Datum sorgt für lebhaften Betrieb auf dem Standesamt. Auch dieser Anblick sorgt für stimmungsvolles Bild. Es sollte mich nicht wundern, wenn unsere Räder mit Gepäck auf dem einen oder anderen Hochzeitsfoto zu sehen sind.  Früher gab es auch ein Salzlager. Von Hall aus fuhren Salzschiffe über den Inn nach Passau.

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Ziemlich ebenerdig geht es über eine Stunde lang zu unserem nächsten Ziel:  die Stadt Wattens, bekannt durch die Kristallwelten des D. Swarowski, dessen Anlage bisher 9 Millionen Besucher angezogen und begeisert hat.  Künstler wie André Heller, Susanne Schmoegner, Brian Eno, sorgen für eine brilliante Stimmung in einem Kristalldom, in dem man von 590 Spiegeln umgeben ist, im Kristalltheater, im Kristallcalligraphieraum und mehreren anderen Wunderkammern mit einem eigens dafür komponierten sphärischen, zeitlosen Klangraum.  Es lohnt sich, diese Eindrücke mitzunehmen! Kalle und ich kommen wieder ins Freie, wo Roswitha, Herbert und Lalla sich an den Wurstsorten aus Hall gesättigt haben. 

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Kalle und ich müssen nach dem Kaiserschmarrn von gestern abend eh kürzer treten, also haben wir uns diese Mahlzeit schon mal gespart.   

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Und auf in die Sättel Richtung Schwaz am Inn. Dieses Städtchen bietet uns ein Franziskanerkloster.  Aufgrund der Silbermine wurde Schwaz im 14. Jhdt. bekannt, der Bergbau ist allerdings inzwischen stillgelegt.   Für einen Kaffee ist die Stimmung in der Stadt nicht ganz so einladend, daher pausieren wir an einer Tennisanlage nicht weit von Jenbach.  

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Von hier aus bis nach Rattenberg erscheint uns der Weg schier unaufhörlich.  Es kommt ein sehr kräftiger Gegenwind auf, weshalb wir öfter absteigen und mehr Flüssigkeiten brauchen und schließlich mit Wonne Rattenberg erreichen und unsere Zimmerschlüssel entgegennehmen.  Rattenberg besteht aus nur 2 Straßen: hier wird um 18:00 h der Bürgersteig hochgeklappt, und spästens um 21:00 h schließt das letzte Lokal. Wir finden beim „Kanzler Biener“ noch rechtzeitig Gelegenheit für eine warme Mahlzeit, umrunden die Stadt mit ihren Glas-Kunstwerk-Lädchen und beschließen den Tag ohne Absacker.  

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Do. 10.09.2009: Etappe 9: Rattenberg/A – Rosenheim/D 

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Der gestrige Abend war ja eine Stunde länger und klarer – ohne Absacker zumindest im Kopf, so dass derselbige nicht zu müde war, um noch ein paar Ansichtskarten zu formulieren, die jetzt ihren Weg zum Briefkasten finden. Die heutige Etappe wird so ca. 75 km betragen, also von daher sind auch die Beine nicht zu müde für einen strammen Ritt über Kundl bis Wörgl. Wo ich als Achtjährige mit Eltern, Geschwistern und Großmutter ähnliche Eindrücke gesammelt habe wie in der Rosengartenschlucht, das kann nur die „Kundler Klamm“ gewesen sein, da wir 1963 in der Nähe von Wörgl, genauer gesagt,  in Oberau/Wildschönau, unsere Ferien verbrachten. Wir lassen Wörgl allerdings rechts liegen und bewegen uns quer über die Autobahn auf die linke Innseite und verzichten auch auf die Innschleife. An dieser Stelle ist der Inn so tümpelig und schmal – nicht mehr wieder zu erkennen. Der Landstrich ist sehr charakteristisch für Tirol, bei blauem, wolkenlosem Himmel wirken alle Farben besonders kräftig. Auch hier begegnet mir wieder „die Muschel“.

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Unser Mittagsziel Kufstein erreichen wir um 11:30 h, sammeln uns erst mal auf dem Marktplatz. Wir haben heute einen besonderen Berater für Sehenswürdigkeiten, der uns allerdings erst abends in der Begleitung seiner liebenswerten Frau begrüßt:  Pedder, der Bruder von Dr. Lalla. Hier vorab in Kufstein gibt er uns telefonisch den guten Tipp, die größte Freiorgel, die Heldenorgel von Kufstein zu hören, die um punkt 12:00 h täglich mit einem Gastkonzert in bis zu 12 km Entfernung zu hören ist.  Wir lassen uns gerne darauf ein, bringen unsere Räder auf halber Berghöhe unter und lauschen den Klängen u. a. der Toccata aus der 5. Sinfonie von Carl-Marie Widor – französischer Orgelromantiker – deren harmonische Klänge mir durch jahrelangen Genuss sehr vertraut sind, das ist noch einer der bekanntesten Toccaten.  Der Spieltisch dieser Orgel befindet sich auf halber Höhe der Burg, die Orgel selbst kann weiter oben besichtigt werden. Was ich persönlich nicht ganz so berauschend finde, ist das fehlende Echo wie in Cathedralen von Paris, Rouen oder Chartre, Toulouse, in denen meistens auch eine Cavaillée-Coll-Orgel zu bewundern ist.  

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Nach diesem Ohrenschmaus ist für uns zunächst eine gediegene Gaumenschmaus-Pause fällig.  Wir finden in der Altstadt eine wohlgefällig Möglichkeit einzukehren, speisen draußen nur durch eine Straße vom Inn getrennt und genießen vor allem diese idyllische Atmosphäre. Nicht weit von hier treffen wir auf den österreichisch-deutschen Grenzstein.  Aber zunächst absolvieren wir auch heute nach der Mittagspause 18 km Fahrt gegen enormen Wind. Dann kommen wir an den Grenzstein, wo Lallas Zwetschengeist „vergossen“ wird. Nach dieser Kraftprobe wirkt dieser doppelt so schnell. Nun erreichen wir einen Punkt, wo urplötzlich unsere liebgewonnenen Berge aufhören: der Ausklang des Oberinntals.  Unglaublich, aber hier kommt man sich vor wie in Holland. Links und rechts: flach wie ein Brett. Aber das täuscht, es ist nur in der Gegend von Rosenheim so flach. Aber bis wir unserr Etappenziel erreichen, geht es tatsächlich ein paar Tritte hoch in das hübsche Städtchen Neubeuern. Wir halten uns weiterhin auf der Ostseite des Inns, besuchen das Städtchen Nußdorf auf einen Kaffee und lassen uns auf Anraten von Lallas Bruder iauf einen Besuch der Stadt Neubeuern ein: es lohnt sich tatsächlich:  die sehr hoch gelegene Burg ist von weitem gut zu sehen, die Häuser der Stadt sehr schön geschmückt und mit besonderen Gemälden versehen, die Stadtmauer verleiht den Eindruck einer gewissen Privatsphäre. 

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Um nach Rosenheim zu kommen, passieren wir die Innbrücke, fahren ein paar Kilometer Richtung Zentrum, wo sich unser Hotel befindet, und wo wir nun kurz nach der Ankunft den Bruder von Lalla und seine Gattin kennenlernen und mit ihnen den weiteren Abend gestalten.  Wir befinden uns in Rosenheim inmitten eines Trachtenfestes mit Schützenzelt, Kirmes und abendlichem Feuerwerk. Die ganze Stadt befindet sich im Trachtenfieber: hier bekommt man alles an Trachten zu sehen, hübsch und reich an Farben. Die Stadt Rosenheim mit ihrem ganzen Autolärm ist mir allerdings heute abend zu laut. Der Unterschied zur österreichischen Gelassenheit fällt hier besonders auf. Der Abend selbst ist ganz lustig:  da ich die „Wiesn-Atmosphäre“ überhaupt nicht kenne, erstaunt mich dieses nachempfundene Wiesn-Zelt, in dem kein Hering mehr zwischen den Mass-Krügen Platz hat. Nach dem grandiosen Feuerwerk um 21:00 h spendiert Pedda, der uns übrigens den ganzen Abend freigehalten hat, ein letztes Glas im Sitzen: „Pedda, vielen Dank ! War nett, Euch kennen zu lernen“. Ein bewegter Tag geht zu Ende. Komm zur Ruhe, Rosenheim !!! 

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Fr. 11.09.2009: Etappe 10: Rosenheim/D – Mühldorf/D 

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Pünktlich um 8:00 h sitzen wir am reich gedeckten Frühstückstisch, die Buffets sind stets sehr vielfältig  gestaltet. Um 9:00 h sind unsere Räder startklar, und Pedda erwartet uns bereits vor der Tür, um uns geschickt durch die Großstadt wieder auf den richtigen Innradweg zu bringen. Die heutige Etappe beträgt 78 km, unsere Ruhephasen legen wir jeweils im 25 km-Abstand ein.  Zunächst legen wir einen flotten Tritt über 16 km schnurgerade ebene Strecke am Inn auf den Schotter, um die Muskeln richtig in Schwung zu bringen. Der Inn fließt vor der Staustufe fast bewegungslos, hier verlassen wir den direkten Weg am Fluß, um über ein paar Dörfer ein bißchen Abwechslung ins Bild zu bekommen.  Bis Wasserburg sind es nur noch 9 km, aber diese hinterlegen wir nicht so schnell, da ab jetzt Muskelmasse gefragt ist. Ein Pärchen kommt uns auf einem Tandem entgegen; von dem Pärchen ist allerdings zunächst nur der wesentlich breitere Vordermann zu sehen; sie dahinter ist so schmal, dass sie von der Gegend gar nicht viel mitbekommt – na ja , sie könnte sich ja die Tourenkarte auf „seinen“ breiten Rücken klemmen, und ihm vorne sagen, wo es lang geht.  Die Stadt Wasserburg erleben wir in leichtem Nieselregen. Wir schieben unsere Räder durch das Brucktor, ein bemerkenswertes Stadttor direkt am Ende der Innbrücke. Der Inn bildet hier eine Schleife um die Stadtinsel Wasserburg herum. Wir besichtigen die Pfarrkirche St. Jakob – auch hier sehe ich den Begleiter mit dem Wanderstab und an verschiedenen Stellen die Muschel. Die Burg läßt sich nur noch von außen besichtigen, da hier inzwischen ein Altenheim untergebracht ist.  Aber für eine Weißwurscht gibt es im Zentrum ein einladendes Restaurant. Eine gute Portion Eiweiß muss jetzt her, weil die nächsten 25 km bis Mittergars dem Radler einiges abfordern.

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Gelegentliches Schieben lässt sich in diesem Hügelland nicht vermeiden, zumal die Steigungen 10 bis 16 % betragen und das Gepäck nach hinten zieht.  In einem kleinen Ort namens Mittergars gibt es zwar nichts zum Einkehren, dafür aber eine Feuerwehr und draußen einen Tisch und zwei Bänke. Neben der Feuerwehr befindet sich ein kleiner Laden ohne jegliche Zugehörigkeit zu irgendeiner bekannten Lebensmittelkette oder Genossenschaft. Die Inhaberin kocht Kaffee für uns, den wir draußen neben Müsliriegeln und Obst aus dem Lädchen und eigenen mitgebrachten Lebensmitteln verzehren.  Dieses Lädchen wird, so wie es uns die Inhaberin erklärt, von der gesamten Dorfgemeinschaft getragen. Die Bauern beliefern sie mit Gemüse, Obst, Getreide, Eiern, Fleisch, andere Dorfbewohner organisieren den restlichen Bedarf. So kommen wir heute zu einer vollwertigen Mahlzeit im Freien und fahren mit dem besten Eindruck von diesem Dorf noch weitere 25 km über Inntäler- und -berge bei teilweise sehr schönem Ausblick zum Beispiel auf das Kloster „Au“ auf der gegenüberliegenden Innseite weit unten. Bei Jettenbach überqueren wir den Inn an einer Staustufe.  Bald müssen wir uns unterstellen, denn in Zielrichtung wird es über uns pechschwarz. Danach geht es weiter über St. Erasmus, Niederndorf, Ebing, hier noch eine 16-%ige Steigung – dann haben wir es bald geschafft. Wir kommen nach Altmühldorf, 3 km vor unserem Etappenziel Mühldorf an einer Klosteranlage vorbei, drehen hier noch ein paar Runden ebenerdig, bevor wir durch Mühldorf ziehen. Das Hotel hat Roswitha wieder gut ausgesucht: sehr zentral, ein Neubau, mit viel Komfort für gutes Geld. Wir schlendern mit Regenschirm durch die Stadt, deren Kern sich sehr lang zieht, anhand des Baustils der Häuser einen jungen Eindruck macht. 

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Heute abend sehe ich ein Gesicht, das mir zwar irgendwie bekannt vorkommt, das ich aber ohne ein weiteres Gesicht nicht einordnen kann. Dann erkenne ich die ganze Gruppe wieder:  es sind unsere fünf Radler aus Hattingen, die mit uns zur gleichen Zeit in Maloja gestartet sind, und die wir zuletzt in St. Moritz gesehen haben. Das ist ja wohl eine tolle Überraschung.  Da wir auch am gleichen Tag in Passau ankommen, werden wir uns ab jetzt öfter sehen und Erfahrungen austauschen. 

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Sa. 12.09.2009: Etappe 11: Mühldorf/D – Braunau/A 

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Am Frühstückstisch entscheiden wir uns für einen 8-km-Umweg über die Wallfahrtsstätte Altötting, Ziel zahlreicher Pilgerfahrten. Bis wir in Neuötting abzweigen, fahren wir von Mühldorf aus eine knappe Stunde.  Hierhin kommen jährlich 1 Million Pilger, die der Stätte mit ihrem Souvenirkauf und diversen Spenden wirtschaftlichen Erfolg bringen. Die Stiftskirche trägt den Namen St. Philipp und Jakob, wurde 1511 im spätgotischen Stil erweitert.  Die Neue Schatzkammer mit Wallfahrtsmuseum ist die größte und meistbesuchte Attraktion in Altötting. Der Kapellplatz wird abends bei nächtlichen Prozessionen im Kerzenschein zu einer einzigen, beeindruckenden religiösen Bühne.  Hier treffen wir auch die Hattinger Radler wieder. Von Altötting aus fahren wir über Neuötting nach Marktl, dem Geburtsort von Papst Benedikt XVI und legen hier eine Versorgungspause ein. Das Geburtshaus wird von allen Besuchern der Stadt mehr oder weniger genau in Augenschein genommen, ebenso die Pfarrkirche St. Oswald, in der Benedikt getauft wurde.Nach einer guten Mahlzeit satteln wir auf, denn nun geht es zur Salzachmündung, zurück zur Natur am unteren Inn.  Zwischen 3 von 16 Staustufen am unteren Inn, die jährlich zusammnen 2,9 Millionen KWh Strom liefern, mündet der Alpenfluß Salzach in den Inn und bildet durch die gestauten Wassermassen mit dem Inn eine Seenlandschaft, die 1979 vom Rat für Vogelschutz als Europareservat erklärt wurde. Dieses Reservat erstreckt sich bis zur nächsten Staustufe in Ering. Hier finden im Winter Zugvögel aus dem hohen Norden Heimat. Flachwasserzonen, Schlickbänke, Röhrichte, Auwald und stille Buchten. Die weitgehend ungestörte Auenlandschaft zieht jährlich Heerscharen von Wasservögeln an den unteren Inn. Über das Jahr verteilt halten sich hier mehrere 10.000 Vögel auf. Seltene und störungsempfindliche Vogelarten wie der Nachtreiher fanden an den Stauhaltungen neuen Lebensraum. Er brütete erstmals 1962 in dschungelartigen Auen bei Reichersberg. Seit dort der Angel- und Bootsbetrieb eingeschränkt wurde, hat sich sein jährlicher Brutbestand wieder stabilisiert. 

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Einige bekannte Vogelarten sind im Europareservat zuhause:

Haubentaucher, Kormoran, Silberreiher, Graureiher, Seeadler, Höckerschwan, Graugans, Bleßgans, Kanadagans, Stockente, Krickente, Schnatterente, Pfeifente, Spießente, Löffelente, Knäkente, Reiherente, Tafelente, Bleßralle, Großer Brachvogel, Kiebitz , Flußuferläufer, Kampfläufer, Alpenstrandläufer, Waldwasserläufer, Bruchwasserläufer, Dunkler Wasserläufer, Bekassine, Flußregenpfeifer und andere Watvögel, Lachmöwe, Mittelmeermöwe, Flußseeschwalbe u.a.

 

Hier halten wir inne, beobachten dieses groß angelegte Gebiet von allen möglichen Winkeln und Aussichtspunkten aus.  Ab der Salzachmündung bildet der Inn wieder die deutsch-österreichische Grenze. Übrigens findet in Burghausen an der Salzach ein jährliches Jazz-Festival statt, das von tausenden interessierten Jazz-Fans regelmässig besucht wird. Profibands wie das Quadro Nuevo Ensemble oder geben hier ihre Konzerte. 

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Irgendwann am Spätnachmittag hinterlegen wir noch die letzten Kilometer auf deutscher Inn-Seite bis Simbach und überqueren dann zusammen mit einer unaufhörlich an uns vorbei donnernden Autoschlange die Brücke nach Braunau, denn hier ist der Sprit 10 Cent billiger als auf deutscher Seite. Wer hier geboren ist, wird wohl immer wieder mit einem Namen konfrontiert, den man besser nicht nennen sollte. Davon wollen auch die Braunauer nichts mehr wissen; jedenfalls machen sie keinen Rummel um diese Kreatur. Es existiert in dieser gastlichen Stadt gerade mal eine Gedenkstätte für die gefallenen Soldaten beider Weltkriege.  Es ist immer wieder erstaunlich, wieviel Mühe sich sowohl die Österreicher und Polen, die Belgier, Franzosen und Holländer mit der ansprechenden Architektur ihrer Grenzstädte geben, was in Deutschland sehr vernachlässigt wird. Die deutsche Grenzstadt Simbach kam uns so unsympathisch vor, dass wir dort noch nicht mal Lust auf einen Kaffee hatten, und das ist nicht nur in Simbach so ausgeprägt. Heute abend freuen wir uns auf Braunau, auf einen Stadtrundgang und auf das Tafelspitz mit Apfelkren bei gutem Bier und natürlich einem Absacker.  

 

So. 13.09.2009: Etappe 12: Braunau/A – Passau /D 

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Ab Braunau bleiben wir zunächst auf der österreichischen Innseite, die uns an Hagenau mit seinem Schloß vorbeiführt und am südlichen Ufer des Europareservats einen herrlichen Ausblick auf die Seenplatte mit ihrer natürlichen Artenvielfalt bietet. Wir bewegen uns auf einem Damm nahe dem Wasser, steigen ab und lauschen dem Gesang der vielen Vögel, beobachten Schwäne und Reiher, bis wir an den den Staudamm Ering-Frauenstein gelangen, den wir überqueren, denn nun befinden wir uns nahe des Reservat-Infozentrums, das zur frühen Stunde noch geschlossen hat.  Von außen lassen sich schon einige Ausstellungsstücke erahnen. Wir könnten ab Aigen den Vogelkundeweg befahren, wenn nicht in Fahrtrichtung eine schwarze Regenwand aufgetaucht wäre. So müssen wir zum Leidwesen von Lalla-Gerd eine andere Route planen. Wir hätten natürlich auch gerne noch mehr von dem Vogelschutzgebiet gesehen. Denn damit ist auch die nächste Unterkunft hinfällig, die wir spätestens in einer Stunde erreichen würden. Wir planen daher, heute direkt nach Passau durchzustarten, und in dem vorgesehen Etappenziel Obernberg auf österreichischer Seite nur eine Mittagspause einzulegen.   Es regnet heftig, so dass wir uns eine halbe Stunde in Regenkleidung unterstellen müssen, um die heftigsten Güsse abzuwarten. Es ist wirklich schade, aber am nächsten Tag wissen wir aufgrund des Dauerregens, dass diese Entscheidung richtig war. Wir fahren durch Aigen und Egglfing im Regen, hübsche Grenzorte, die bei gutem Wetter bestimmt zu einem Besuch einladen würden. Bei Egglfing überqueren wir den Inn nach Obernberg. Diese Stadt fällt durch ihre sehr kräftig gefärbten Hausfassaden auf, die wir uns beim Mittagstisch draußen bei Sonnenschein ansehen dürfen. Dieser Marktplatz ist einer der schönsten Barockplätze Österreichs, die Wände wurden von einem einheimischen Meister namens Johann Baptist Modler mit Stuck verziert.  Von hier aus passierten ebenso Salzschiffe den Inn Richtung Passau sowie die Salzach Richtung Salzburg. Heute ist wegen der vielen Staustufen ohne Schleusenbetrieb keine Schiffahrt mehr möglich.  

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Bis zu unserem Ziel sind es noch 40 km, und die Wege führen uns bei weitem nicht nur flach am Wasser entlang.  Zunächst halten wir uns noch 30 km auf der österreichischen Seite, besuchen die Klosteranlage Reichersberg. Das Stift Reichersberg ist eine Kongregation der österreichischen Augustiner-Chorherren, gegründet im Jahre 1084 (Info lt. Wikipedia).  Ein weiteres Augustiner-Chorherrenstift befindet sich im 10 km entfernten Suben, welches heute nicht mehr von Chorherren, sondern von Gefangenen bewohnt wird. Die Stiftskirche, die wir auf dem Weg besuchen, ist noch weiterhin öffentlich zugänglich. Zwischen den beiden Anlagen bietet uns die Gegend auf erhobenem Terrain schönste ländliche Idylle, Landwege, kleine Rastplätze, ruhige Gelassenheit. Bei St. Florian begegnet mir noch einmal „die Muschel“ – wir sind noch auf dem Weg.  Dann kommen wir in die sehr angenehme Stadt Schärding, deren „Silberzeile“ eine lang gezogene prächtige Häuserfront am Stadtplatz bildet, ebenso harmonisch farbig gestaltet wie der Marktplatz in Obernberg. Hier tanken wir für die letzten 16 km Kaffee, Eis und Kuchen. Und hier begegnen uns auch wieder unsere Hattinger Radler, die es zur Verschnaufspause ebenso hinzieht wie uns. 

 

Ein paar Kilometer bleiben wir noch auf der österreichischen Inn-Seite , bis zur Brücke Wernstein-Neuburg und überqueren den Inn über eine neuartige Brücken-Konstruktion. Ab hier können wir Passau schon erahnen, riechen, spüren, nur noch 9 km !  Wir ziehen gemeinschaftlich in Passau ein, die Hattinger eine halbe Stunde nach uns – ins gleiche Hotel. Die paar Aufs und Abs machen uns jetzt nichts mehr aus. Wir haben unser Ziel erreicht, niemand hatte einen Platten, niemand eine Verletzung, alles ist wie am Schnürchen gelaufen – so suchen wir jetzt unser letztes Hotel für zwei Übernachtungen und gestalten uns erst mal einen gründlichen Festabend in Passau, genauer gesagt, beim Bayrischen Löwen bei gutem einheimischen Essen und fließendem Bier.  Herbert: Pulleralarm !!! Feier, Feier, Feier !!! DANKE unserem Organisationsteam Roswitha und Herbert für die perfekte Auswahl aller Unterkünfte sowie die Gestaltung der Etappen, Kalle für das professionelle Kartenlesen – wir wußten immer genau, was uns blüht oder welche Strecke wir besser umfahren haben, und dass wir alle solch einen Spaß hatten !  

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Mo. 14.09.2009:  Passau /D 

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Wie schööön ! Wir lassen heute so richtig die Zügel los, streifen beliebig durch die Stadt. Schade, dass der Passauer Dom zur Zeit verhüllt ist und auch das Wetter zu wünschen übrig lässt, so dass mit schönen Fotos nicht zu rechnen ist. Ein bißchen Programm tut uns heute ganz gut, z. B. ein Orgelkonzert von der Domorgel, die mit 13.000 Pfeiffen die größte Orgel der Welt ist. Man kann die Orgel von einem der vier Spieltische zentral schalten, der Hauptorgel.  Eine Stadtführerin begleitet uns am Mittag mit Schirm und Scham und viel Insiderwissen durch Passau, zeigt uns die interessantesten Plätze. Sie zeigt uns die Hochwassermarken der letzten Jahre, vor allem die des Jahres 2002. Natürlich besuchen wir auch die Donau und sehen den Farbunterschied der zusammenfließenden Gewässer Inn und Donau, dazu die von Erosionen braun gefärbte Ils. Wir gehen in das neue Zentrum, am Inn entlang, wieder hinauf in die Stadt. Es bleibt heute nass von oben, aber wir müssen ja auch nicht fahren.  Auch der schönste Tag geht vorüber und die schönste Tour endet am Zielpunkt. Das ist der Hauptbahnhof von Passau, den wir morgen in aller Frühe ansteuern und mit Zwischenstationen in München und Ulm uns abends um ca. 18:00 h von Kalle und Lalla verabschieden, die bis Dortmund im Zug bleiben. Es war gut, dass wir diese 600 km zusammen gefahren sind. Wir können sie gerne noch einmal zurückfahren !!!    

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